1 Mar 2007

Streit um Bischof Mixas Kritik an der Familienpolitik der deutschen Regierung


Süddeutsche Zeitung: Bischof Mixa kritisiert Familienpolitik.
"Von der Leyen degradiert Frauen zu Gebärmaschinen"
Der katholische Bischof Mixa hat die Familienpolitik der Regierung als "kinderfeindlich“ bezeichnet. Die Reaktionen kommt sofort: Ein SPD-Politiker erinnert sich an Hexenverbrennungen, ein anderer fordert den Rücktritt des Kirchenmanns.

Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat die Pläne von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) zum Ausbau der Kleinkindbetreuung scharf kritisiert. Sie seien „schädlich für Kinder und Familien und einseitig auf eine aktive Förderung der Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern fixiert“, sagte Mixa. Die Familienpolitik der Ministerin diene nicht in erster Linie dem Kindeswohl oder der Stärkung der Familie, sondern sei „vorrangig darauf ausgerichtet, junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren“. Dies sei kinderfeindlich.Die Doppelverdiener-Ehe werde von der Ministerin geradezu zum „ideologischen Fetisch“ erhoben, bemängelte der Bischof. Wer aber mit staatlicher Förderung Mütter dazu verleite, ihre Kinder bereits kurz nach der Geburt in staatliche Obhut zu geben, degradiere die Frau zur „Gebärmaschine“.

Rücktrittsforderung aus Hessen, Kritik aus Bayern
Der hessische SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schmidt hat Mixa wegen seiner Aussagen zum Rücktritt aufgefordert. Schmidt warf dem Bischof vor, junge Mütter zu verunglimpfen, die nach der Geburt wieder in den Beruf zurück strebten. Mixas Haltung sei von „familienpolitischer Rückständigkeit und einer frauenfeindlichen Grundhaltung“ geprägt. Er degradiere mit seinen Äußerungen die Frauen zu „Gebärmaschinen“.

Der Chef der bayerischen SPD-Landesgruppe im Bundestag, Florian Pronold, erklärte, ihn erinnerten Mixas Aussagen an eine „mediale Form der Hexenverbrennung“. Pronold sagte der Nachrichtenagentur ddp: „Wer meint, dass man Frauen zuhause anketten und auf Küche und Kinder reduzieren kann, gehört nicht mehr in diese Zeit.“ Pronold warf Mixa vor, den Eindruck zu erwecken, bessere Kinderbetreuungsangebote seien ein Angriff auf die Familie. Dabei gehe es vielmehr um eine Unterstützung für Familien, in denen beide Eltern arbeiten müssten, um durchzukommen.

Mixa spricht von den "wirklichen Profis"
Mixa hatte in Augsburg gesagt, die „wirklichen Profis“ der Erziehung eines Kindes seien dessen Eltern und besonders die Mutter. Der Staat müsse sich bemühen, immer mehr Mütter für die zeitlich überwiegende oder ausschließliche häusliche Erziehung ihrer Kinder in den ersten drei Lebensjahren zu gewinnen und dies auch finanziell zu fördern.

Ideologie wie in der untergegangenen DDR
Der Bischof kritisierte ferner, dass im Familienministerium nach wie vor dieselben leitenden Mitarbeiter und Berater tätig seien wie unter Rot-Grün: „Da herrschen immer noch die alten sozialistischen Vorstellungen, die von der neuen Familienministerin jetzt mit dem Etikett ’christdemokratisch’ geadelt werden.“ Mixa sagte, die Denkmuster des Familienministeriums erinnerten in beklemmender Weise an die Ideologie der staatlichen Fremdbetreuung von Kindern in der untergegangenen DDR.

Der Spiegel: Bischof Mixa fühlt sich falsch verstanden.
Deutschland diskutiert über das "Gebärmaschinen"-Zitat von Walter Mixa - jetzt weicht der Augsburger Bischof zurück: Der Begriff sei aus dem Zusammenhang gerissen worden, sagte der Oberhirte.


Berlin - "Das Wort Gebärmaschine ist ganz eindeutig aus dem Zusammenhang meiner Stellungnahme herausgerissen", sagte Mixa in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen". "Ich wollte damit ganz eindeutig eintreten für die Frau." Zum Beispiel sollten allein erziehende Mütter es sich erlauben können, in den ersten drei Jahren nach der Geburt zu Hause zu bleiben und nicht zu arbeiten. Dies könne man über eine Anhebung des Erziehungsgeldes erreichen. "Ich bin nicht gegen die Kinderkrippe - sonst wäre ich ja von vorgestern", sagte der Bischof.

Kritik an Becks Vergleich vom "kastrierten Kater"
Die Debatte um die Mixa-Zitate hatte Parteien und religiöse Institutionen erfasst. Zuletzt hatte SPD-Chef Kurt Beck für Furore gesorgt, weil er den Bischof mit einem kastrierten Kater verglichen hatte. Die Gruppierung "Forum Deutscher Katholiken" warf Beck nun vor, Mixa "im Stil des Stürmers" zu diffamieren.

Mit Blick auf Mixa hatte Beck einen Witz von einem Kater erzählt, der trotz seiner Kastration immer noch in der Gegend herumlaufe. "Wieso denn, der kann doch gar nicht mehr?", werde die Besitzerin gefragt, die daraufhin sagt: "Das nicht, aber er berät jetzt."

Auch andere Spitzenpolitiker von SPD und Union sowie Vertreter der beiden großen Kirchen wiesen Mixas Kritik zurück. Familienministerin von der Leyen hat unterdessen ihre Kritiker scharf in die Schranken verwiesen. "Ich finde es schon fast zynisch, wenn einige jetzt so tun, als ob ein freiwilliges Angebot für einen Kinderbetreuungsplatz ein Zwang sei, sein Kind auch dorthin zu geben", sagte von der Leyen der "Frankfurter Rundschau". In der Familienpolitik sei es bereits fünf nach zwölf. "Wir sollten nicht versuchen, die 50er Jahre wieder auferstehen zu lassen im Jahr 2010", sagte die Politikerin, die selbst Mutter von sieben Kindern ist.

Summary in English: Bishop Walter Mixa of Augsburg criticised the German government's plan to create 700,00 extra creche places for young children. He suggested that this provision would encourage women to abandon their young children and go out to work, thus degrading the women to "birth machines". This term led to angry protests, even among Catholic Christians, and members of the hierarchy distanced themselves from Bishop Mixa, who later claimed he had been quoted out of context.

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