3 Jul 2007

Papst Benedikt als Pilger in Assisi


Benedikt XVI. reiste am 17. Juni nach Assisi. Er ist der 17. Papst, der die Stadt des Heiligen Franziskus besuchte, aber der erste, der an den wichtigsten Lebensstationen Halt machte. Hier das Programm:

8.20 Uhr Ankunft in Rivotorto, privates Gebet
9.00 Uhr San Damiano, privates Gebet
9.30 Uhr Santa Chiara, privates Gebet
10.00 Uhr Eucharistiefeier und Angelus auf dem Platz vor der Unterkirche der Basilika San Francesco
12.30 Uhr Besuch am Grab des Heiligen, privates Gebet
16.00 Uhr Treffen mit den Bayerischen Kapuziner-Klarissen
16.15 Uhr Treffen mit dem Generalkapitel der Franziskanerminoriten
16.45 Uhr San Rufino, Begegnung mit den Ordensleuten
18.00 Uhr Santa Maria degli Angeli, Begegnung mit Jugendlichen
19.00 Uhr Rückflug nach Rom

Birgit Pottler von Radio Vatikan berichtete:

Benedikt XVI. besucht Assisi. Er unternimmt eine Pilgerreise auf den Spuren des Heiligen Franziskus. Der sei ein Mann des Friedens gewesen, so der Papst, und forderte deshalb beim Angelus auf dem Platz vor der Unterkirche San Francesco zum Frieden in aller Welt auf:

„Ich betrachte es als meine Pflicht, von hier aus einen dringlichen und sorgenvollen Appell zu lancieren, dass alle bewaffneten Konflikte, die die Erde mit Blut tränken, ein Ende haben; die Waffen sollen schweigen, und überall weiche der Hass der Liebe, der Angriff der Vergebung und die Zwietracht der Einheit!“

Der Papst erwähnte besonders das Heilige Land, „vom Heiligen Franziskus so sehr geliebt“, den Irak, den Libanon, den ganzen Nahen und Mittleren Osten.

Die Bevölkerung dieser Länder kenne „schon viel zu lange die Schrecken der Kämpfe, des Terrorismus, der blinden Gewalt“, kenne „die Illusion, dass die Gewalt Konflikte lösen könne und die Weigerung, die Argumente der anderen zu hören und ihnen Recht zu verschaffen."

Nur ein verantwortungsvoller und aufrichtiger Dialog, unterstützt durch den großherzigen Beitrag der Internationalen Gemeinschaft, könne „solch großem Schmerz ein Ende bereiten und den Menschen, den Institutionen und den Völkern wieder Leben und Würde geben.“

Die Basis für diesen politischen Appell hatte Benedikt in der Eucharistiefeier gelegt. In der Predigt erinnerte er an das erste Weltgebetstreffen Johannes Pauls II. von 1986.

„Assisi sagt uns, dass die Treue zur eigenen religiösen Überzeugung, vor allem die Treue zu Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, sich nicht in Gewalt und Intoleranz ausdrückt, sondern im aufrichtigen Respekt des anderen, im Dialog, im Aufruf zur Freiheit und zur Vernunft, im Einsatz für Frieden und Versöhnung."

Dialog und Achtung des anderen aus dem Glauben heraus zu begründen entspräche zutiefst dem Evangelium und sei zutiefst franziskanisch. Die Initiative seines Vorgängers nannte Benedikt eine „prophetische Eingabe“, sie sei „ein Moment der Gnade“ gewesen. Seit damals verbreite sich der „Geist von Assisi“ in der Welt. „Er stellt sich dem Geist der Gewalt entgegen, dem Missbrauch der Religion als Vorwand für Gewalt.“

5000 Friedenstauben über der Stadt gaben dem Papst symbolisch Recht. Das Projekt „Peacey“ eines italienischen Künstlers war eigens zum Papstbesuch noch einmal nach Assisi gekommen: Die weißen Tiere aus fluoreszierendem Kunststoff schwebten als Mahnung und Mutmacher über den zentralen Plätzen der Stadt.

Doch der Heilige aus Umbrien und damit seine Heimatstadt und ihre Fama haben ihre Bedeutung nicht aus sich selbst heraus. Der Papst ging einmal mehr zurück an die Wurzeln des Glaubens.

„Seine Bekehrung zu Christus, bis zur Sehnsucht, sich in ihn zu verwandeln, indem er ein vollkommenes Abbild wurde, erklärt das Typische seines Lebens, die Wirkungskraft, in der er uns auch angesichts der großen Themen unserer Zeit so aktuell erscheint: die Suche nach Frieden, der Schutz der Natur, die Förderung des Dialogs zwischen allen Menschen. Franziskus war ein wahrer Meister dieser Dinge. Aber er ist es von Christus her.“

Die Bekehrung, der Ruf am Kreuz von San Damiano („Geh und baue meine Kirche wieder auf!“) und die Begegnung mit den Aussätzigen vor 800 Jahren war der Ausgangspunkt der großen franziskanischen Wirkungsgeschichte. Die „drei großen Bekehrten“ der Tageslesungen, David, Paulus und die Sünderin, stellte der Papst in Verbindung zum Leben des Heiligen.

„Von Bekehrung zu sprechen, bedeutet, zum Herz der christlichen Botschaft gehen und gleichzeitig zu den Wurzeln der menschlichen Existenz.“

Bekehrung ginge jeden an:

„Der Mensch ist wahrhaft er selbst, wenn er sich voll und ganz erkennt, in dem Maß, in dem er mit Gott und von Gott lebt, und indem er Gott in den Brüdern erkennt und liebt.“

Italiens Ministerpräsident hatte den Papstbesuch zum „Nationalen Großereignis“ erklärt, er war selbst nach Assisi gereist, außerdem waren bei der Feier 130 Konzelebranten, drei Kardinäle und 31 Bischöfe. Doch der Gottesdienst selbst lebte von franziskanischer Einfachheit in nahezu familiärer Atmosphäre. Auf dem Vorplatz der Unterbasilika hatten rund 2000 Menschen Platz, keine Großbildleinwand verstellte den Weg oder machte die Feier zum Kinoereignis. Die Altarinsel wurde dominiert von ein großen Tau, als Holzintarsie im Fußboden ersetzte es den Teppich. Doch das Ensemble der Basilika San Francesco, von Papst Gregor IX., einem Freund des Heiligen, schon zwei Jahre nach dessen Tod in Auftrag gegeben, und nach dem Erdbeben vor zehn Jahren wie durch ein Wunder wieder hergestellt, war auch für den Papst ein „beeindruckendes Szenario“. Ein Platz, „wo sich acht Jahrhunderte Heiligkeit, Verehrung, Kunst und Kultur sammeln, verbunden mit dem Namen Franziskus von Assisi“.

In English Wendy Murray wrote:
The pope's eleven-hour pilgrimage on June 17 included stops at primary sites in and around Assisi associated with Francis's life and mission. Between 1205 and 1207, in a sometimes tortured process, the future saint, then the twenty-five year-old son of a wealthy clothier named Pietro Bernadone, ultimately renounced his flamboyant lifestyle as "king of partying" (as Benedict put it), his bond with his father, and all associated worldly undertakings in order to embrace a life of simplicity, poverty, and devotion to the gospel.
... Benedict said that in Francis's hometown, the "city of peace," he felt a duty to make a heartfelt appeal for peace. He wished "all armed conflicts that bloody the Earth may cease and weapons may go silent and so that everywhere hate gives way to love, offense to forgiveness and discord to union."

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