26 Apr 2007

Pope writes on G8 Summit

The Vatican has recently published a very interesting letter written at the end of last year by Pope Benedict XVI to Angela Merkel, Chancellor of the Federal Republic of Germany, as her country was preparing to take over the Presidency of the G8. Here is the original German text and an English translation:

Ihrer Exzellenz
Dr. Angela MERKEL
Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland

Am 17. Juli 2006 haben Sie zum Abschluß des Gipfeltreffens in St. Petersburg angekündigt, daß die Gruppe der sieben führenden Wirtschaftsnationen plus Rußland (G8) unter Ihrer Präsidentschaft das Thema der weltweiten Armut weiterhin auf der Tagesordnung halten wird.

Zudem ließ die Regierung der Bundesrepublik Deutschland am vergangenen 18. Oktober verlauten, daß die Hilfe für Afrika beim Gipfeltreffen in Heiligendamm ein vorrangiges Thema sein wird.

Ich schreibe Ihnen daher, um den Dank der Katholischen Kirche sowie auch meine persönliche Wertschätzung für diese Ankündigungen zum Ausdruck zu bringen.

So begrüße ich es, daß das Thema „Armut" nun auf der Tagesordnung der G8 steht, wobei ausdrücklich auf Afrika Bezug genommen wird. In der Tat sollte dieser Thematik zum Nutzen der armen wie auch der reichen Staaten höchste Aufmerksamkeit und Priorität zukommen. Die Tatsache, daß die deutsche Präsidentschaft der G8 mit der Präsidentschaft der Europäischen Union zusammenfällt, bietet eine einzigartige Chance, dieses Thema anzugehen. Ich bin zuversichtlich, daß Deutschland die ihm so zufallende Führungsrolle bei diesem Fragenkomplex, der von weltweiter Bedeutung ist und uns alle betrifft, in positiver Weise einnehmen wird.

Bei unserer Begegnung am vergangenen 28. August haben Sie mir versichert, daß Deutschland die Sorge des Heiligen Stuhls ob der Unfähigkeit der reichen Länder teilt, den ärmsten Staaten, besonders jenen in Afrika, finanzielle und den Handel betreffende Bedingungen anzubieten, die ermöglichen, ihre nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Der Heilige Stuhl hat wiederholt betont, daß die Regierungen der ärmeren Länder ihrerseits in der Verantwortung stehen im Hinblick auf good governance und auf die Beseitigung der Armut, daß hierbei aber eine aktive Zusammenarbeit von Seiten der internationalen Partner unverzichtbar ist. Dabei handelt es sich nicht um eine Sonderaufgabe oder um Zugeständnisse, die aufgrund dringender nationaler Interessen aufgeschoben werden könnten. Es besteht vielmehr eine schwere und unbedingte moralische Verpflichtung, die auf der Zusammengehörigkeit der Menschheitsfamilie sowie auf der gemeinsamen Würde und Bestimmung der armen und der reichen Länder gründet, die durch den Prozeß der Globalisierung immer enger zusammenwachsen.

Für die armen Länder sollten auf verläßliche und dauerhafte Weise günstige Handelsbedingungen geschaffen und gewährleistet werden, die vor allem einen breiten und vorbehaltlosen Zugang zu den Märkten einschließen.

Es müssen auch Vorkehrungen für einen schnellen, vollständigen und vorbehaltlosen Erlaß der Auslandsschulden der stark verschuldeten armen Länder (heavily indebted poor countries – HIPC) und der am wenigsten entwickelten Länder (least developed countries – LDC) getroffen werden. Ebenso sollen Maßnahmen ergriffen werden, damit diese Länder nicht erneut in eine Situation untragbarer Schuldenlast geraten.

Des weiteren müssen sich die entwickelten Länder auch der von ihnen übernommenen Verpflichtungen im Bereich der Entwicklungshilfe bewußt sein und diese vollständig erfüllen.

Darüber hinaus bedarf es umfangreicher Investitionen auf dem Feld der Forschung und Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von AIDS, Tuberkulose, Malaria und anderen Tropenkrankheiten. In dieser Hinsicht stellt sich den entwickelten Ländern die vordringliche wissenschaftliche Aufgabe, endlich einen Impfstoff gegen die Malaria zu entwickeln. Ebenso besteht die Notwendigkeit, medizinische und pharmazeutische Technologie sowie Erfahrungswissen aus dem Bereich der Gesundheitsfürsorge zur Verfügung zu stellen, ohne dafür rechtliche oder wirtschaftliche Verpflichtungen einzufordern.

Schließlich muß die internationale Staatengemeinschaft sich weiter um eine bedeutende Verringerung sowohl des legalen als auch des illegalen Waffenhandels, des illegalen Handels mit wertvollen Rohstoffen und der Kapitalflucht aus armen Ländern bemühen und sich für die Beseitigung von Praktiken der Geldwäsche und der Korruption von Beamten in armen Ländern einsetzen.

Obschon diese Herausforderungen von allen Mitgliedern der internationalen Staatengemeinschaft anzunehmen sind, sollten die G8 und die Europäische Union hier eine Führungsrolle übernehmen.

Angehörige verschiedener Religionen und Kulturen auf der ganzen Welt sind überzeugt, daß die
Erreichung des Ziels, bis zum Jahr 2015 die extreme Armut zu beseitigen, eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit darstellt. Sie teilen darüber hinaus die Überzeugung, daß dieses Ziel in einem untrennbaren Zusammenhang mit dem Weltfrieden und der weltweiten Sicherheit steht.

Ihr Blick richtet sich jetzt auf die in der nächsten Zeit der deutschen Regierung übertragene Führung, bei der sichergestellt werden soll, daß die G8 und die Europäische Union die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Armut zu überwinden. Die Gläubigen sind bereit, ihren Beitrag zu diesen Bemühungen zu leisten, und unterstützen solidarisch Ihren Einsatz.

Indem ich den Segen Gottes für die Arbeit der G8 und der Europäischen Union unter deutscher Präsidentschaft erbitte, nehme ich die Gelegenheit wahr, Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, erneut meine ganz vorzügliche Hochachtung zum Ausdruck zu bringen.

Aus dem Vatikan, am 16. Dezember 2006

BENEDICTUS PP. XVI



To Her Excellency
Dr Angela MERKEL
Chancellor of the Federal Republic of Germany

On 17 July 2006, at the conclusion of the Saint Petersburg Summit, you announced that under your Presidency, the Group of the seven leading economic powers plus Russia (G8) would continue to keep the question of global poverty on its agenda. Subsequently, on 18 October last, the German Federal Government stated that assistance to Africa would be a key priority at the Heiligendamm Summit.

I therefore write to you in order to express the gratitude of the Catholic Church and my own personal appreciation for these announcements.

I welcome the fact that the question of poverty, with specific reference to Africa, now appears on the agenda of the G8; indeed, it should be given the highest attention and priority, for the sake of poor and rich countries alike. The fact that the German Presidency of the G8 coincides with the Presidency of the European Union presents a unique opportunity to tackle this issue. I am confident that Germany will exercise positively the leadership role that falls to her with regard to this question of global importance that affects us all.

At our meeting on 28 August last, you assured me that Germany shares the Holy See’s concern regarding the inability of rich countries to offer the poorest countries, especially those from Africa, financial and trade conditions capable of promoting their lasting development.

The Holy See has repeatedly insisted that, while the Governments of poorer countries have a responsibility with regard to good governance and the elimination of poverty, the active involvement of international partners is indispensable. This should not be seen as an "extra" or as a concession which could be postponed in the face of pressing national concerns. It is a grave and unconditional moral responsibility, founded on the unity of the human race, and on the common dignity and shared destiny of rich and poor alike, who are being drawn ever closer by the process of globalization.

Trade conditions favourable to poor countries, including, above all, broad and unconditional access to markets, should be made available and guaranteed in lasting and reliable ways.

Provision must also be made for the rapid, total and unconditional cancellation of the external debt of the Heavily Indebted Poor Countries (HIPC) and of the Least Developed Countries (LDCs). Measures should also be adopted to ensure that these countries do not fall once again into situations of unsustainable debt.
Developed countries must also recognize and implement fully the commitments they have made with regard to external aid.

Moreover, a substantial investment of resources for research and for the development of medicines to treat AIDS, tuberculosis, malaria and other tropical diseases is needed. In this regard, the first and foremost scientific challenge facing developed countries is the discovery of a vaccine against malaria. There is also a need to make available medical and pharmaceutical technology and health care expertise without imposing legal or economic conditions.

Finally, the international community must continue to work for the substantial reduction of both the legal and the illegal arms trade, the illegal trade of precious raw materials, and the flight of capital from poor countries, as well as for the elimination of the practices of money-laundering and corruption of officials of poor countries.

While these challenges should be undertaken by all members of the international community, the G8 and the European Union should take the lead.

People from different religions and cultures throughout the world are convinced that achieving the goal of eradicating extreme poverty by the year 2015 is one of the most important tasks in today’s world. Moreover, they also hold that such an objective is indissolubly linked to world peace and security. They look to the Presidency, held by the German Government in the months ahead, to ensure that the G8 and the European Union undertake the measures necessary to overcome poverty. They are ready to play their part in such efforts and they support your commitment in a spirit of solidarity.

Invoking God’s blessings on the work of the G8 and the European Union under the German Presidency, I avail myself of the occasion to renew to Your Excellency the assurance of my highest consideration.

From the Vatican, 16 December 2006

BENEDICTUS PP. XVI

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